Nun möchte ich mal eine Liste von 31
ehemaligen Nationalspielern veröffentlichen, die ein wenig in
Vergessenheit geraten sind. Größtenteils sind es Spieler bei denen
man eigentlich nicht fassen kann, dass sie einmal für die DFB-Elf
aufgelaufen sind. Hierbei gibt es dann sicher den ein oder anderen
Leser, der bei einem Spieler sagt „Hey, der war nicht so schlecht,
wie er gemacht wurde“ oder der andere Spieler vermisst - aber es
ist halt meine subjektive Wahl. Ein paar Spieler habe ich bewusst
nicht gewählt – z.B. Martin Max, dessen
Nationalmannschaftskarriere extremst kurz war. Allerdings war Max
über Jahre ein Toptorjäger der Liga und man fragt sich bei ihm
eher, warum er nicht einmal in der furchtbaren Ribbeck-Zeit eine
Chance erhielt... Ähnliches gilt für Stefan Kießling, der seit
Jahren zuverlässig seine Tore macht, aber keine Chance mehr erhält.
Ebenfalls bewusst nicht dabei ist Zoltan Sebescen, der auf eine
ziemlich perverse Art und Weise von manchen Medien quasi zum Übel
des deutschen Fußballs erklärt wurde.
Von den nun folgenden Spielern hatte
damals sicher ein kleines Leistungshoch, aber eher selten über eine
längere Zeit. In vielen Fällen war dann auch die Leistung in der
Nationalelf bestenfalls dürftig, sodass kaum einer auf eine
zweistellige Anzahl Länderspiele kam.
Es war der Sommer 2002 und im Vorfeld
der WM fanden einige Testspiele statt. Einer der sich auch versuchen
durfte war der damals 23-jährige Daniel Bierofka. Auch wenn er bei
1860 München eine sehr mäßige Saison hinter sich hatte, wurde er
bei den klaren Siegen gegen Kuwait (7:0) und Österreich (6:2)
einwechselt. Im Spiel gegen Österreich erzielte er sogar den letzten
Treffer. Bei der WM gehörte Bierofka wenig überraschend nicht zum
Kader, durfte aber im August, mittlerweile als Leverkusener, nochmal
bei einem Testspiel in Bulgarien spielen. Danach war die 3-monatige
Länderspielkarriere vorbei, Bierofka machte kein weiteres Spiel.
Nach diversen Verletzungen ist er seit 2007 wieder bei 1860
München und dort immerhin ein guter Zweitligaspieler.
Bei ihm darf man aus meiner Sicht
durchaus von einem ewigen Talent sprechen. Das Talent-Alter hat Hunt
mittlerweile verlassen und der Sprung, den man mal erwartet/erhofft
hatte kam noch nicht, auch wenn er sicher noch zeigen kann, dass er
mehr als nur Bundesliga-Durchschnitt ist.
Hunts Länderspielkarriere umfasst
(bisher) zwei Einsätze. Im Winter 2009 durfte er 10 Minuten gegen
die Elfenbeinküste spielen, 9 Monate später nochmal knapp ne halbe
Stunde gegen Dänemark -wobei Deutschland damals mit einer
halben Notelf antrat. Ob es mehr werden? Fraglich. Hunt hat zwar noch ein
paar Jahre, aber die Konkurrenz ist mittlerweile riesig.
Auch jemand, der nie wirklich den
Sprung zum überdurchschnittlichen Spieler geschafft hat. Auf vielen
Positionen ist er ganz gut, aber nirgendwo so richtig stark... Wie
Hunt durfte auch er 2010 30 Minuten in der halben Notelf gegen
Dänemark spielen, aber immerhin war das noch nicht sein letztes
Spiel. Rund einen Monat später durfte Riether sogar in einem
Pflichtspiel ran, beim 6:1-Qualisieg gegen Aserbaidschan blieb er 90
Minuten auf dem Platz. Trotz einer soliden Leistung kam keine weitere
Minute dazu und für den ehemaligen Freiburger lief es in Wolfsburg
und später Köln auch nicht mehr wirklich gut. In Fulham ist Riether
absoluter Stammspieler, aber mit bald 30 Jahren dürfte seine
Tür beim DFB geschlossen sein.
Einer der wenigen in dieser Liste, für
die die Nationalmannschaft noch nicht endgültig außer Reichweite
ist (aber schon weit weg). Reinartz ist immerhin
Erstligastammspieler, allerdings nie wirklich über dem Schnitt... In
der WM-Vorbereitung 2010 durfte er dennoch mal 18 Minuten Luft
schnuppern – auch wenn es nur ein lahmer 3:0 Kick gegen Malta war.
Sollte sich Reinartz auf einem höheren
Niveau einpendeln könnte er nochmal ein Thema werden. Mit 23 Jahren
ist er der jüngste Spieler dieser Liste.
Die stärkste Phase seiner Karriere
hatte Jens Todt in der jungen, wilden Freiburger Mannschaft, die 1995
sensationell 3. wurde. In der Saison 1994/95 bestritt Todt auch alle
seine 3 Länderspiele. In den Freundschaftsspielen gegen Ungarn,
Spanien und die Schweiz stand er jeweils 90 Minuten auf dem Feld.
Danach spielte der Mittelfeldspieler in der Nationalelf keine echte Rolle mehr. Nur
1996 war er nochmal dabei – vor dem EM-Finale gab es diverse
Verletzungen und Todt wurde nachnominiert. So wurde er fast aus dem
Nichts noch Europameister.
Rahn kam plötzlich aus dem Nichts und
verschwand wieder für lange Zeit. In der Vorbereitung auf die WM
2002 durfte der damalige St. Paulianer nach einer guten Saison gegen
Kuweit und Österreich vorspielen. Nach einer Knieverletzung durfte
er rund ein Jahr später wieder ans Werk. In den beiden
EM-Qualifikationsspielen gegen Island stand er jeweils in der
Startelf, danach war aber wieder Schluss. Sein 5. und letztes
Länderspiel bestritt er dann im März 2004, als er nochmal 6 Minuten
gegen Belgien spielen durfte. Rahns Karriere ging da schon langsam
bergab, was auch an diversen Verletzungen liegt. Mittlerweile ist der gebürtige Hamburger immerhin wieder Zweitligastammspieler bei Jahn Regensburg.
Thomas Ritter ist wahrscheinlich nicht
nur als Nationalspieler in Vergessenheit geraten, sondern auch als
Bundesligaspieler. 1993 durfte der Sachse sein erstes und letztes
Länderspiel absolvieren. Der Innenverteidiger wurde in der 87.
Minute gegen Uruguay eingewechselt und durfte so immerhin noch den
letzten Treffer zum 5:0 auf dem Platz „erleben“. Danach war der
damalige Spieler des FCK kein Thema mehr und auch bei seiner letzten
Bundesligastation in Karlsruhe war weit von der Nationalmannschaft
entfernt. Mit 4 Minuten darf Ritter auf die zweitkürzeste
Länderspielkarriere zurückblicken. Einzig Bernd Martin wurde 1979
noch kürzer eingesetzt. Er durfte nur 3 Minuten mitspielen.
Beim FCK ein Kultstürmer, aber
Nationalmannschaft? Sicher, 1997/98 hatte Marschall ein grandioses
Jahr mit 21 Toren in 24 Spielen, aber ansonsten überwiegt doch eher
der Durchschnitt. 1994 durfte der Sachse erstmals für den DFB
spielen, nachdem er schon für die DDR 4 Einsätze gesammelt hatte.
In seiner Top-Saison 97/98 wurde er dann mit 31 wieder
Nationalspieler. Marschall durfte in 6 Spielen mitmachen und wurde auch in
den WM-Kader berufen. Danach wurde es aber wieder stiller, seine
letzten Länderspiele bestritt Marschall beim Confed Cup-Alptraum
1999. Insgesamt spielte er 13 Mal für den DFB, erzielte
immerhin 3 Tore.
Ob er sich nachträglich geärgert hat,
dass er für Deutschland spielte? Jedenfalls durfte er unter Erich
Ribbeck nur 2 Mal mitspielen. Einmal während des unsäglichen
Confed-Cups 1999 und rund 2 Monate später nochmal eine Minute
(ausgerechnet) gegen die Türkei. Für die Türkei wären wohl ein
paar Länderspiele mehr möglich gewesen, aber als ehemaliger
deutscher U21-Nationalspieler durfte er (wenn ich mich nicht vertue) nicht mehr den Verband wechseln. Rückblickend hat Dogans Nominierung aber schon etwas besonderes, immerhin war er der erste türkischstämmige Nationalspieler - auch wenn beide Verbände damals noch nicht derartig um deutsch-türkische Spieler kämpften. Als Pionier für Özil, Gündogan & Co kann man ihn durchaus sehen.
Er war einer der ersten Debütanten
unter Jürgen Klinsmann. Im Herbst 2004 wurde er gegen Brasilien kurz
vor Schluss eingewechselt und bei einem Freundschaftsspiel im Iran
(heute undenkbar) stand er 90 Minuten auf dem Feld. Danach ging es mit Görlitz'
Karriere stark bergab. In Karlsruhe war er 07/08 nochmal Stammkraft
in der 1. Bundesliga, aber mit nun 30 Jahren ist Görlitz im
Niemandsland der 2. Bundesliga angelangt.
Im Herbst 2005 begann und endete seine
Länderspielkarriere. Bei einer blamablen Niederlage in der Slowakei
durfte er eine Halbzeit mitwirken und anschließend folgten für den
damaligen Kölner noch zwei Startelfspiele gegen Südafrika und in
der Türkei. Sinkiewicz war damals mit 20 Jahren schon auf dem
Höhepunkt seiner Karriere. Ab 2006 sammelte er immer weniger
Einsätze, was aber auch an diversen Verletzungen liegt. Seit 2011
verteidigt Sinkiewicz nun für den VfL Bochum. Für den DFB wird er
ziemlich sicher nicht mehr auflaufen, auch wenn er vor kurzem erst 27
Jahre alt wurde. Theoretisch könnte er aber noch für Polen
auflaufen, da die 3 DFB-Länderspiele allesamt Freundschaftsspiele
waren.
Länderspielreisen des DFB sorgten
immer wieder für merkwürdige Nominierungen. Kurz vor Weihnachten
2004 war der DFB in Asien unterwegs und Marco Engelhardt wurde in den
Kader berufen. In Japan und Thailand durfte er damals seine ersten
beiden Länderspiele absolvieren. Ein halbes Jahr später wurde er
dann in den Kader des Confed Cups berufen und durfte dort nochmal ein
paar Minuten gegen Argentinien spielen. Danach verschwand Engelhardt
wieder aus dem Fokus von Jürgen Klinsmann und auch die Karriere ging
mit Mitte 20 langsam bergab. Mit 31 Jahren ist der frühere
Karlsruher nun wieder bei seinem Heimatverein Rot-Weiß Erfurt, immerhin ist er nun nach Jahren wieder Stammspieler.
Nichtmal 100 Erstligaspiele, aber
immerhin 7 Länderspieleinsätze. Anfang 2003, in seinem 2. Jahr beim
VfL Wolfsburg gab er unter Rudi Völler sein Debüt. Rau eroberte
sich schnell einen Stammplatz, erzielte in einem Länderspiel gegen
Kanada sogar einen Treffer. Doch im Sommer war er zum FC Bayern
gewechselt, was sportlich sein größter Fehler gewesen sein dürfte.
Dort war er nie mehr als ein Reservist und musste zwischenzeitlich
auch in der 2. Mannschaft Spielpraxis sammeln. Die
Länderspielkarriere endete dann auch wieder nach 7 Spielen in 7
Monaten. Sein Wechsel nach Bielefeld 2005 brachte dann auch keine
Besserung mehr – Rau musste sich immer wieder mit Verletzungen
plagen und beendete 2009 mit 27 Jahren seine Karriere.
Nach Rostocks Aufstieg startete
Schneider in der Saison 1995/96 mächtig durch. Der Innenverteidiger
erzielte 6 Tore und landete mit seinem Team auf einem sehr starken 6.
Platz. Im Dezember 1995 durfte der 22-jährige dann auch im
DFB-Trikot ran. Bei einem Freundschaftsspiel in Südafrika stand er
90 Minuten auf dem Platz und im Sommer 1996 stand er dann auch im Kader
des Europameisters, kam aber nicht zum Einsatz. Nach der EM wechselte
Schneider nach Dortmund, wo ein Alptraum begann. Schneider hatte
immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und blieb kaum noch mehrere
Wochen am Stück fit. Zwischen Sommer 1996 und seinem Karriereende im
Sommer 2004 konnte er nur noch 24 Spiele bestreiten...
Auch er war plötzlich für mehrere
Monate fester Teil der Nationalelf und dann wieder verschwunden. Im
März 2007 debütierte er in einer absoluten Notelf gegen Dänemark,
biss sich aber im Kader fest. Er durfte neben Freundschaftsspielen
auch ein paar Qualispiele absolvieren, bis es im Februar 2008 nach 8 Länderspielen plötzlich vorbei war. Obwohl er weiterhin Stammspieler in
Stuttgart war, fiel er aus dem erweiterten DFB-Kader und wurde nie
wieder ein Thema. Es ist auch zu bezweifeln, dass da noch was
passiert – auch wenn Hilbert erst 27 und Stammkraft bei Besiktas
Istanbul ist.
Mit 22 Jahren durfte Fathi 2 Mal für
den DFB antreten, obwohl seine Liga-Leistungen nicht wirklich
herausragend waren. In Freundschaftsspielen gegen Schweden und
Georgien wurde er eingewechselt und hinterließ dabei keinen
bleibenden Eindruck. Anschließend stockte auch die Karriere und
Fathi war weder in Berlin, noch in Moskau oder Mainz auch nur
Ansatzweise auf einem überdurchschnittlichen Niveau.
Tja, was will man da noch sagen? Kaum
ein Spieler bekommt derzeit mehr Spott und Häme ab, da muss man fast
schon Mitleid haben. Aber hätte er je Nationalspieler sein müssen?
Im Sommer 2009 war er bei der damaligen Asienreise mit dabei, obwohl
sein erstes Jahr in Stuttgart eher mäßig war. 11 Minuten durfte er
gegen die Vereinigten Arabischen Emirate spielen und dabei hätte man es
doch belassen können... Aber nein, im Vorfeld der WM 2010 war er
nach einer durchschnittlichen Saison wieder in der Nationalelf. Nach
der WM wurde er dann festes Mitglied im Kader und bestritt bis Ende
2011 noch 8 weitere Spiele.
Tja, noch vor nicht einmal 12 Monaten
stand er in der Startelf der Nationalmannschaft, mittlerweile ist er Lichtjahre entfernt...
Jaja, er bereitete Neuvilles Tor gegen
Polen vor. Aber rechtfertigt das 16 Länderspiele? Kurz vor der WM
2006 wurde Odonkor trotz einer sehr mäßigen Saison Nationalspieler.
Seine Schnelligkeit machte ihn zur „Geheimwaffe“. Mit der Zeit
wurde es dann aber deutlicher, dass ein Nationalspieler mehr
Fähigkeiten haben muss, als nur Schnelligkeit. Ende 2007 verschwand
er dann aus der Nationalelf, bis er kurz vor der EM 08 wieder wie aus
dem Nichts auftauchte und im EM-Kader landete. Dabei war er bei Betis
nur Edeljoker und sein Verein war bestenfalls Ligadurchschnitt. Die
EM zeigte dann allerdings, dass die Geheimwaffe entsichert war und
Odonkors DFB-Karriere endete. Nach diversen Verletzungen bekam Odonkor nicht mehr viel zu Stande und mittlerweile ist er mit 28
Jahren in der Ukraine gelandet.
Die erfolgreiche Hoffenheimer Hinrunde
08/09 sorgte dafür, dass Compper im November für die
Nationalmannschaft berufen wurde. Gegen England bestritt der damals
23-jährige dann sein erstes und letztes Länderspiel. Die Leistung
war schlecht, allerdings traf das auf die gesamte Mannschaft zu.
Compper ist in Hoffenheim zwar nach wie vor Stammspieler, aber ein
Länderspiel wird er mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit nicht
mehr bestreiten. Da sein einziger Einsatz ein Freundschaftsspiel war,
könnte er ja mal in Guadeloupe, der Heimat seines Vaters, nachfragen
- auch wenn die nur CONCACAF-, kein FIFA-Mitglied sind.
Es gab Phasen, da wurde gefühlt jeder
nominiert, der halbwegs Jung war und (warum auch immer) einen
Strammplatz besaß. 2002/03 sorgte dies dafür, dass Hanno Balitsch
sein Länderspiel machen durfte. Eigentlich war Balitsch damals, in
der vom Abstieg bedrohten Leverkusener Mannschaft, einer der
schwächsten Stammkräfte – Rudi Völler nominierte ihn trotzdem.
Später stand er noch zwei Mal in einem Länderspiel-Kader, danach
war Schluss.
Musste das sein? Alexander Madlung als
Nationalspieler? Als ziemlich durchschnittlicher Verteidiger
wechselte Madlung 2006 nach Wolfsburg und durfte kurze Zeit später
erstmals in der Nationalelf spielen, obwohl er keinen wirklichen
Sprung gemacht hat. Ansatzweise überdurchschnittlich war er
höchstens in Wolfsburgs Meistersaison – doch da war er schon
längst kein Thema mehr. Madlungs Länderspiele fanden alle in der
Saison 06/07 statt. Erst durfte er gegen Georgien 6 Minuten
mitkicken, im März 2007 folgte dann noch ein Spiel in einer Notelf
gegen Dänemark. Irgendwie interessant, dass Deutschland in
Freundschaftsspielen gegen Dänemark immer wieder mit ziemlichen
Rumpeltruppen auflief...
An ihm scheiden sich die Geister. War
er ein Talent, dass den Sprung einfach nicht schaffte? Oder fehlte
ihm generell jedes Erstliganiveau? In Köln wurde er 2001 zu einem
der größten Transferflops der Ligageschichte – seine
Länderspielkarriere war da schon lange vorbei.
Wir schreiben das Jahr 1999 – der DFB
unternahm ihm Frühjahr eine USA-Reise um sich auf den im Sommer in
Mexiko stattfindenden Confed Cup vorzubereiten. Nachdem Deutschland
gegen die USA mit 3:0 untergegangen war, schaffte man gegen Kolumbien
„immerhin“ ein 3:3. Im letztgenannten Spiel erhielt dann auch
Marco Reich seinen einzigen Länderspieleinsatz. Im Nachhinein wirkt Reichs Berufung
reichlich fragwürdig, da er gefühlt überall sportlich gescheitert
war. Allerdings muss man hier bedenken, dass Reich bei seinem
Länderspiel 21 war und 1999 gab es nicht im Ansatz derartig viele
21-jährige Stammspieler in Liga 1. Da kann ich es verstehen, dass er
mal vorspielen durfte. Daher "nur" Platz 10.
Mit 34 Jahren ist Reich übrigens weiterhin aktiv – aktuell ist er in der drittklassigen Regionalliga
Mitte in Österreich unterwegs.
Wie Compper spülte ihn Hoffenheims
erstes Bundesliga-Halbjahr in die Nationalelf. Sein erstes und
letztes Spiel durfte er aber erst am Saisonende auf der Asientour
2009 bestreiten. 24 Minuten, die einfach nicht hätten sein müssen,
da hätte man doch lieber schon einen der Bender-Zwillinge nehmen
sollen. Spätestens seit Januar 2009 war Weis Welten von einem
Nationalmannschafts-Niveau entfernt und in Hoffenheim ging es immer
steiler bergab. Erst kürzlich wurde er in die Reserve verbannt.
War es Verzweiflung? Wollte Völler
jedem Leverkusener eine Chance geben? Wie es Thomas Brdaric auf 8
Länderspiele gebracht hat, ist jedenfalls ein Geheimnis, dass nicht
einmal Guido Knopp lösen kann. Im Frühjahr 2002 wurde er erstmals
nominiert – obwohl er in Leverkusen nur Edeljoker für die letzte
halbe Stunde war. Brdaric war noch nicht einmal torgefährlich – in
24 Einsätzen gelang ihm in dieser Saison nur ein Tor... Mit 27
Jahren war Brdaric noch nichtmal als Talent für die Zukunft
anzusehen. Niemand wird je einen guten Grund finden...
2 Jahre später dann das Comeback –
Brdaric war mittlerweile immerhin ein passabler Torjäger, aber
trotzdem kein Stürmer von internationalem Format. Völler störte
dies nicht, er nahm Brdaric mit zur Europameisterschaft, die dann
allerdings in einem Debakel endete. Brdaric durfte beim hochgradig
blamablen 0:0 gegen Lettland 12 Minuten seinen Beitrag leisten. Nach
der EM durfte Brdaric noch ein halbes Jahr unter Klinsmann spielen –
u.a. bei zwei Asienreisen. Bei einer Asientour in den Iran durfte
Brdaric dann auch sein einziges Tor erzielen. Dass Spiel am
21.12.2004 in Thailand war dann aber endgültig das Ende von Brdarics
Länderspielkarriere. Deutschland atmete auf – auch wenn Brdaric
noch ein paar Jahre für Hannover und Wolfsburg solide traf.
Es ist das Jahr 1996 – Deutschland
war vor kurzem Europameister geworden und musste nun in die
Qualifikation zur WM 1998. Im ersten Qualispiel in Armenien stand
Stephan Paßlack 90 Minuten auf dem Feld, im 2. (einem blamablen 1:1
vor heimischen Publikum gegen Nordirland) war er wieder in der
Startelf. Warum? Im Sommer 96 war Paßlack nach Mönchengladbach
gewechelt. Zuvor war er beim KFC Uerdingen einer der besseren
Spieler, aber was hatte das schon zu bedeuten? In Gladbach zeigte er
jedenfalls sehr dürfte Leistungen, trotzdem wurde er von Vogts
nominiert. Wenn er wenigstens ein Talent gewesen wäre – aber nein,
Paßlack war damals bereits 26... Nach diesen Spielen schien die
Länderspielkarriere jedenfalls wieder beendet zu sein – doch was
geschah nach der WM 98? Plötzlich stand Paßlack wieder im
DFB-Kader. Einen plausiblen Grund wusste vermutlich nur Ribbeck –
gegenüber seinen Gladbacher Abwehrkollegen wie Andersson oder
Klinkert fiel Paßlack seit jeher leistungsmäßig ab. Gegen Malta
und Rumänien durfte er dann jedenfalls nochmal ran, dann war
endgültig Schluss. Immerhin gelang Paßlack eine Sache, die andere
nicht schafften: Er bewarte Deutschland vor einer sehr peinlichen
Blamage. Ribbecks erstes Spiel war ein Freundschaftskick auf Malta –
der eingewechselte Paßlack traf damals zum knappen 2:1-Sieg. Ein
Debüt, dass schon viel über die folgenden 2 Jahre aussagte.
Ja, der Mann, der mit dem Spitznamen
„Gefahrenhorst“ leben musste, war mal Nationalspieler. Ehrlich.
Keine Lüge. Vielleicht war es die Verzweiflung... Deutschland hatte
sich gerade von der katastrophalen EM 2004 verabschiedet und
Klinsmann war frisch im Amt. Zu seinem ersten Spiel in Österreich
wurde Frank Fahrenhorst nominiert. Warum? Wie so oft ein Rätsel. Ok,
in der Vorsaison spielte Fahrenhorst die beste Saison seiner
Karriere, konnte 7 Tore erzielen und wurde daraufhin vom neuen
deutschen Meister Werder Bremen verpflichtet. Aber reicht das?
Fahrenhorst war fast 27 Jahre und es gab doch einige
Innenverteidiger, die über ihm einzuordnen waren. Erfahrene Leute
wie Arne Friedrich, Frank Baumann,... oder aufstrebene Talente wie
Per Mertesacker. Aber gut – Fahrenhorst stand im Kader und durfte
dann sogar 90 Minuten spielen. Trotz eines 3:1-Sieges (Kuranyi traf
dreifach!) spielte Fahrenhorst durchwachsen – was aber fast für
die ganze Defensive galt.
Knapp 3 Wochen später stand
Fahrenhorst dann wieder in der Startelf. Diesmal in einem
Freundschaftsspiel gegen Brasilien! Deutschland holte immerhin ein
1:1, doch Fahrenhorst verursachte dabei den Freistoß, der zu
Ronaldinhos Führungstor führte. Auch gegen Ronaldo hatte er
Probleme, während Nebenmann Robert Huth ein gutes Spiel ablieferte.
Mit diesem Spiel endete jedenfalls die Länderspielkarriere des Frank
Fahrenhorst.
Wir
sind wieder beim Confed Cup 1999, einem der traurigsten Kapitel der
vergangenen 20 Jahre. Heiko Gerber, damals 27, spielte 98/99 für den
1. FC Nürnberg und hatte eine ziemlich schlechte Saison. Sein Team
stieg in die 2. Bundesliga ab und Gerber war einer der schwächsten
Spieler des Teams - die Abwehrkollegen Marek Nikl und Markus Lösch
waren jedenfalls im Notenschnitt des Kickers knapp eine halbe Note
stärker. Dennoch wurde Gerber von Ribbeck berufen... Bei
Deutschlands 0:4-Auftaktklatsche gegen Brasilien kam Gerber nach 78.
Minuten beim Stand von 0:2 ins Spiel. Eine Woche später, als
Deutschland gegen die USA mit 0:2 verlor durfte Gerber sogar in der
Startelf antreten, wurde aber später ausgewechselt. Den einzigen
Sieg des Turniers, ein 2:0 gegen Neuseeland durfte Gerber nur von
draußen miterleben. Nach diesem Turnier war Gerber, nie wieder ein
ernsthafter Kandidat, auch wenn er beim VfB Stuttgart immer mal
wieder einige Monate lang einen Stammplatz eroberte
Ronald
Maul, damals 26, spielte in der Saison 98/99 mit Arminia Bielefeld in
der 2. Bundesliga. Er war zwar mit der Mannschaft aufgestiegen und
Stammspieler – die Saison war aber bestenfalls durchschnittlich.
Unter allen Stammspielern der Bielefeldern erreichte er jedenfalls
den (klar) schlechtesten Durchschnitt bei den Kicker-Noten. Auch
zwischen 96 und 98, als Maul bereits in der 1. Bundesliga spielte,
machte er nicht gerade mit herausragenden Leistungen auf sich
aufmerksam. Dennoch durfte Maul wie Heiko Gerber mit zum Confed-Cup.
Ihr Turnier verlief recht ähnlich – bei der Auftaktniederlage
gegen Brasilien kam Maul wenige Minuten vor Gerber ins Spiel und
gegen die USA wurde er für Gerber eingewechselt. Auch der
Bielefelder durfte nicht beim einzigen Turniersieg mitwirken. Nach
1999 war Maul über mehrere Saisons Stammspieler in der 1. Liga,
allerdings meistens bei Abstiegskandidaten.
Nationalspieler Ingo Hertzsch – was
soll man dazu noch groß sagen? Als Herzsch im November 2000 unter
Völler Nationalspieler wurde, war er maximal ein durchnittlicher
Verteidiger. Auch beim HSV waren seine Nebenleute wie Hoogma, Panadic
oder Ujfalusi fast immer stärker (auch mit besserem Kicker-Schnitt).
Trotzdem durfte Hertzsch in Dänemark über 90 Minuten auf dem Platz
stehen und als wäre das nicht schon genug – nach der WM 2002
durfte der zuvor nach Leverkusen gewechselte Hertzsch erneut
unter Völler vorspielen. Nach 90 Minuten gegen Bulgarien war dann
aber endgültig Schluss. Glücklicherweise.
Ohje, Ohje. Rinks rasante
Einbürgerung war schon diskutabel. Immerhin sprach er nur minimal
deutsch und der genutzte Bezug zu Deutschland war Rinks Großvater,
der knapp 100 Jahre vorher nach Brasilien ausgewandert war. Erich
Ribbeck hatte sich aber scheinbar einen Narren an Rink gefressen.
Warum nur? Rink war 25 und damit kein Talent mehr. Zudem war seine
erste Saison in Leverkusen auch nicht gerade grandios gelaufen -
1997/98 gab es einige deutsche Stürmer, die mehr Tore erzielt
hatten. Michael Preetz, Bernhard Winkler, Carsten Jancker, Fredi
Bobic, Roy Präger, Jürgen Rische – dazu noch die beiden
ausgemusterten Fredi Bobic und Stefan Kuntz. Sie alle hatten in der
Saison mehr Tore als Rink erzielt und größtenteils einen besseren
Notenschnitt.
Ribbecks Debüt war auch Rinks erstes
Spiel – das bereits angesprochene, peinliche, 2:1 auf Malta. Kurz
darauf war dann erstmal Schluss und Rink verschwand wie der aus dem
Fokus. Aber dann war es erneut eine schwarze Stunde der deutschen
Fußballhistorie, die Rink zurück ins Team brachte: Der vielfach
angesprochene Confed-Cup 1999. Rink wurde zwei Mal eingewechselt und
war anschließend wieder weg. Auch aus der Bundesliga, denn es zog
ihn für ein halbes Jahr nach Brasilien. Anfang 2000 begann dann die
beste (und vermutlich einzige gute) Phase in Rinks
Bundesligakarriere. Rink traf in der Rückrunde 10 Mal und bewies
erstmals, dass er irgendwo ansatzweise nationalmannschaftstauglich
sein kann. Seine Berufung in den EM-Kader war da nicht absolut
unverständlich – auch wenn es für den Torschützenkönig Martin
Max bitter gewesen sein dürfte. Bei der EM ging Rink mit seinen
Teamkollegen jedenfalls mächtig baden und nach Ribbecks Abgang
hoffte man, dass das Kapitel Rink nun auch erledigt wäre. Falsch
gedacht! Rudi Völler, der gefühlt jeden Leverkusener Spieler
irgendwann mal ins Nationalteam berief, gab ihm noch zwei weitere
Chancen, bis die Nationalmannschaftskarriere des Paulo Roberto Rink
endgültig beendet war. 13 Mal durfte Rink für die
Nationalmannschaft spielen, dabei gelang ihm nicht ein Tor. Selbst
Paßlack, Brdaric, Odonkor,... hatten es irgendwie geschafft,
wenigstens einen Ball zu versenken...
Michael Hartmann. Ja, Michael Hartmann.
Ein Spieler, bei dem manche Leute vielleicht schon vergessen haben,
dass er mal in der Bundesliga spielte. Was qualifiziert ihn für den
1. Platz dieser Rangliste? Nun, während Spieler wie Maul, Gerber,
Rink,... zumindestens im Ansatz damit begründet werden können, dass
sie in einer sehr düsteren Phase ihre Chance bekamen (teilweise aus
extremer Personalprobleme) war dies bei Hartmann eigentlich nicht der
Fall. Er durfte erstmals im März 2003 spielen – 9 Monate nach der
Vize-Weltmeisterschaft. Hartmann war bei seinem Debüt schon 28 Jahre
alt und spielte bei Hertha BSC Berlin eine bescheidene Saison –
selbst Thorben Marx hatte einen besseren Notenschnitt... Hartmans
Debütgegner war Serbien & Montenegro und der Berliner durfte
sogar 90 Minuten auf dem Platz stehen. Etwa einen Monat später stand
er wieder im Kader. Diesmal wurde er aber nur eingewechselt, u.A.
gegen die Färöer, wo Deutschland peinlich mit 2:0 gewann (durch
Tore in der 89. und 90. Minute). Dann kam die Sommerpause und obwohl
Hartmann einen schlechten Start erwischte, durfte er im September
erneut zur Nationalelf. Wieder war es ein sehr blamables Spiel im
Norden – diesmal ein 0:0 auf Island. Kurz darauf verlor Hartmann
aus Leistungsgründen seinen Stammplatz in Berlin und ging nach
Rostock – wo es dann in die 2. Liga ging. Die
Nationalmannschaftskarriere war nach 4 Spielen gelaufen. Wenn man
bedenkt wie extrem schwer sich Deutschland in der EM-Quali für 2004
gegen Schottland, die Färöer und Island angestellt hat, kann man
vielleicht froh sein, dass Hartmann nur in 2 Qualispielen als Joker
ran durfte. Andererseits hätte ein Ausscheiden in der Qualifikation
das große Elend der folgenden EM erspart...
Tja, das war meine subjektive Liste von
31 Nationalspielern, die wohl nicht nur bei mir Kopfschütteln
verursacht haben. Manche Namen sind dann auch durchaus schon
schmerzhaft – gerade wenn man bedenkt, dass es so manchen Spieler
gab, der für die Nationalmannschaft aus unbekanntem Grund nicht
berücksichtigt wurde – auch wenn er in der Liga wesentlich
stärkere Leistungen zeigte.
Falls jemand Carsten Jancker vermisst
haben sollte: Er hat immerhin 10 Länderspieltore hinbekommen und in
München regelmäßig seine Tore gemacht. Auch wenn es kaum
nachvollziehbar war, wie er nach einer katastrophalen Saison
2001/2002 zur WM fahren durfte. Leidtragender war wieder einmal
Torschützenkönig Martin Max, der vor der WM nach einem 7-minütigen
Kurzeinsatz abgefrühstückt wurde...