Samstag, 20. Oktober 2012

Sechs moderne Beispiele, warum Fußballer nicht singen sollten.

Fußball und Singen – eine verhängnisvolle Kombination. Schon vor vielen Jahren entdeckten Plattenfirmen, dass sich Lieder von Fußballern verkaufen lassen – egal wie schlecht der Gesang war... Mitte der 60er entstand z.B. Beckenbauers „Gute Freunde darf niemand trennen“ - ein Lied das auch heute noch genannt wird, wenn Fußballer-Songs genannt werden sollen. In den 70ern und frühen 80ern war ein Spieler dann fast schon dazu verpflichtet mindestens ein Lied aufzunehmen. So entstanden dann Lieder wie „Mama Calypso“ von Jimmy Hartwig und „Dann macht es bumm“ von Gerd Müller. Lange Zeit überlebte auch die Tradition, vor WM-Turnieren die Nationalmannschaft singen zu lassen. Es begann 1974 mit dem noch heute bekannten „Fußball ist unser Leben“. Vier Jahre später folgte „Buenos días, Argentina“ mit Udo Jürgens, 1982 „Olé España“ mit Michael Schanze und 1986 „Mexiko, mi amor“ mit Peter Alexander. Zur WM 1990 wurde dann nochmal Udo Jürgens ins Rennen geschickt, diesmal sang er mit der Nationalmannschaft „Wirsind schon auf dem Brenner“. 1994 folgte dann „Far Away in America“ von den Village People – der letzte echte Nationalmannschaftshit. 1998 gab es zwar noch ein Lied namens „Running with a Dream“, allerdings waren daran keine Nationalspieler mehr beteiligt.

Auch wenn es mit Beginn der 80er Jahre immer weniger Songs von Fußballern gab, tauchte immer mal wieder eine Nummer auf. Mittlerweile wollten die Spieler aber gar nicht mehr die Charts stürmen – viele nahmen einfach aus Spaß nebenher was auf. Besser wurden die Lieder dadurch allerdings nicht.

In diesem Blog-Artikel möchte ich nun ein paar Beispiele der jüngeren Vergangenheit, also der letzten 20 Jahre vorstellen. Vermutlich wird man hier Thomas Brdarics Werk vermissen, allerdings habe ich das Lied nirgendwo entdecken können. Da ich das Lied bisher nie gehört habe, kann ich auch keinerlei Meinung abgeben – ich vermute allerdings richtig schlimmes. Ich bin zwar relativ resistent gegen schlechte Musik, doch auch ich habe Grenzen...

Achtung: Für eventuelle psychische Schäden übernehme ich keine Verantwortung ;)

Platz 6: Peter Közle –Duisburg, Duisburg

 
Peter Közle, ein Kultstürmer der 90er, nahm 1994 mit dem MSV-Fanbeauftragten Bülent Aksen diesen Song auf. Da dieses Lied ein Vereinslied ist, gibt’s den gnädigen 6. Platz. Da haben andere Vereine schon wesentlich schlimmeres geschaffen.


Platz 5: Das tragische Dreieck - „Steh auf (eo amama eo)“

Das magische Dreieck um Elber, Bobic und Balakov spielte ein brillantes Jahr. Für Bobic war ein Dreieck allerdings nicht genug – er wollte ein zweites. Mit seinen Teamkollegen Marco Haber und Gerhard Poschner nahm er als „Das tragische Dreieck“ einen Song auf und wen kann sich eine neugegründete schwäbische Band zum Vorbild nehmen? Natürlich, die fantastischen Vier. Allerdings schmerzt es mich, die 3 VfB-Sangesgranaten mit einer der erfolgreichsten Formationen der letzten 20 Jahre vergleicht. Das Lied „Steh auf (eo amama eo)“ soll zwar lustig sein, doch wirklich lustig ist nur die Leistung der Sänger. Jedenfalls dann, wenn man relativ schmerzfrei ist.


Platz 4: Toni Polster und die fabulösen Thekenschlampen -Toni lass es polstern

„Toni trifft im Doppelpack, Schlampen trinken Sechserpack“. Ich denke die Zeile spricht für sich... Manche Fußballer versuchen sich im Hip Hop, andere als Rocker. Polster wollte sich mit diesem Lied anscheinend für eine Ballermann-CD bewerben. Polster singt vor und ein Rudel notgeiler bumsfideler Sängerinnen (u.a. Mirja Boes) komplettiert seine Zeilen. 
Dieses Lied schaffte es dann sogar zu ranissimo. In der sonntäglichen Sat.1-Fußballshow durften Polster und die Thekenschlampen ihren Song „live“ vor einem Millionenpublikum singen. Ich denke das zeigt ganz gut, wie unfassbar niedrig das Niveau von ranissimo war... Aber immerhin ist der Titel erträglicher als die „Partymusik“, die man auf Dorffesten ertragen muss. Bevor ich Polsters Landsmann DJ Ötzi ertragen muss, lasse ichs sogar lieber polstern...


Platz 3: Carsten Ramelow - „As Long As You Love Me“ 

Wie kam Carsten Ramelow dazu Musik zu machen? Es bleibt ein Rätsel. Weder war er ein besonders toller Spieler, noch war er in irgendeiner Weise Kult oder ein Teenie-Schwarm. Irgendwie hat man von Ramelow nur selten Notiz genommen und wenn, dann wurde sich eher über seine Leistung aufgeregt. Leute, die 1-2 Jahre nach Ramelows Karriereende Fußballfan wurden, wissen wahrscheinlich gar nicht, dass es ihn je gegeben hat.
2004/2005 veröffentlichte er jedenfalls nicht nur ein Lied, sondern gleich 3 auf einer CD namens „Sing when you're winning“. Nicht nur der Titel der CD ist ein Cover, sondern auch die 3 Titel. Ausgewählt habe ich „As Long As You Love Me“ - ein Song der Backstreet Boys von 1997. Diese waren zwar auch keine großen Sänger, aber Ramelows Version lässt sogar die wenig talentierten Teenieschwärme wie herausragende Sänger aussehen. Neben diesem Song coverte Ramelow auch „Hello“ von Lionel Richie und „Still In Love With You“ von den No Angels. Leider sind diese Lieder etwas schwerer zu bekommen. Auf grooveshark gibt es sie, aber nur über einen passenden Proxy. Über diesen Facebook-Eintrag kann man sich die Lieder aber auch ohne Proxy anhören:
Während der No Angels-Titel passt, da diese mit Ramelow auf einem musikalischen Niveau liegen, benötigt man für „Hello“ schon eine sehr niedrige Schmerztoleranz. Die Nummer wirkt wie ein sehr, sehr, sehr schlechter Singstar-Versuch mit bestenfalls zweistelliger Punktzahl...
Aber immerhin kauft man ihm diese ruhigen (seichten) Lieder wesentlich eher ab, als irgendwelche Rocknummern oder Hip Hop-Einlagen. Wobei die Vorstellung äußerst amüsant ist.
Was man Ramelow allerdings positiv anrechnen muss ist, dass mit den Einnahmen soziale Projekte unterstützt wurden. Da muss man dann schon hoffen, dass sich ein paar CDs verkauft haben – über Ebay, Amazon & Co sind allerdings nicht einmal gebrauchte zu finden. 


Platz 2: Lothar Matthäus – Muss i denn zum Städtele hinaus

Vor Matthäus Wechsel in die USA, gab es damals noch ein großes Abschiedsspiel mit großer fußballerischer Prominenz. Zu diesem Abschiedsspiel wurde sogar eine Doppel-CD namens „All Time Hero“ auf den Markt gebracht, eine CD des Grauens... Ich schäme mich ein wenig hier zuzugeben, dass ich dieses Album kurz nach Erscheinung gekauft habe.
Zwar findet man auf den CDs ein paar ordentliche Lieder („Wadde hadde dudde da“, „Sweet Home Alabama“, „Rockin All Over The World“,...) aber dann auch reichlich schlimme. Mehrere der oben angesprochenen WM-Songs, die musikalischen Ausflüge von Beckenbauer und Gerd Müller, Dieter Bohlen und Saufmusik („Ja wir haben ein Idol – Harald Juhnke“). Ich weiß nicht wie Matthäus' Musikgeschmack aussieht und ob er ein Mitspracherecht bei der Titelauswahl hatte - aber die Kombination ist irgendwo unfassbar. Bei Amazon kann man sich ansehen, welche Songs auf diesem Album zu finden sind. 
Lothar Matthäus hat es sich auch nicht nehmen lassen ein Lied einzusingen. Ein ehemaliger Weltklassfußballer gibt sich natürlich nicht mit einem Coversong eines mittelmäßigen Interpreten ab – nein, Matthäus coverte den King of Rock 'n' Roll“ Elvis Presley. Da Matthäus' Englischkenntnisse ausbaufähig waren (wie man spätestens bei seiner legendären Vorstellung wenige Wochen später erfuhr), nahm sich Matthäus Elvis' Ausflug in die deutsche Sprache vor...
Was soll man als musikalischer Laie über so ein Lied sagen? Keine Ahnung... Es ist einfach schrecklich. Ich vermute aber, dass Elvis auch 12/13 Jahre später noch immer in seinem Grab rotiert. Matthäus (oder zumindestens die Produzenten) schien von dem Lied aber durchaus überzeugt zu sein, immerhin wurde es sogar als Single auf den Markt geworfen. Verkaufszahlen habe ich da zwar keine, aber ich vermute mal, die Single war ähnlich erfolgreich wie Matthäus Auftritt bei der EM 2000. 


Keksi und die falschen Freunde – Ohne dich (schlaf' ich Heut nacht nicht ein)

Die 90er. Viele Lieder der 70er und 80er wurden in dieser Zeit gecovert und mit Techno-Beats unterlegt. Techno boomte, immer mehr besuchten die Loveparade – da dachten sich ein paar Fußballer des FC Bayern doch auch mal sowas zu machen. Tja, welche Fußballer verstecken sich unter den „falschen Freunden“? Dietmar Hamann, Alexander Zickler und Christian Ziege sind in diesem Stück zu hören. Angeblich. Heraushören kann man keinen der 3, was vermutlich der einzige positive Aspekt an diesem Werk ist. Zicklers 22. Geburtstag war der Anlass für dieses Geburtstagsgeschenk... Aber wünscht man sich sowas? Ist da nicht sogar ein selbstgestrickter Pulli von Oma noch gelungener? Den kann man wenigstens im Winter brauchen - dieses „Ohne Dich“-Cover taugt dagegen höchstens als Folterinstrument.
Der Spiegel (18/1996) bezeichnete den Song als „schwer verunglückte Bananenflanke ins Pop-Abseits“. Man könnte auch sagen: Der „Falsche Freund“ als medizinischer Begriff, passt zu 100% zu diesem Song.


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